Die frühzeitige Erkennung von zukünftigen Trends und deren Ausführung kann vorteilhaft für Energieversorgungsunternehmen im Wettbewerb sein (Servatius, 2012, S. 13).

Durch den fortlaufenden Fortschritt in den Informations- und Kommunikationstechnologien werden innovative Möglichkeiten für die Energieversorger bereitgestellt. Es wird neuen Marktteilnehmern die Gelegenheit geboten, in den Energiemarkt einzutreten und somit die gegenwärtigen Strukturen zu ändern. Die Energiewirtschaft wird von Themen wie Smart Meter, Smart Grid sowie Smart Home geprägt (Brakhage & Hollerbach, 2015, S. 76). Hinzu kommen die Veränderungen in den Energiedienstleistungen und die dezentrale Energieerzeugung (Peters & Mohr, 2015, S. 12).

Als zusätzliches Thema wird das Smart-City-Konzept aufgrund der Urbanisierung als Megatrend in der Energiewirtschaft dargestellt. Die stetig ansteigende Anzahl der Menschen in den Großstädten wirft die Frage auf, wie die nachhaltige Energieversorgung realisiert werden kann. Dabei ist von Bedeutung, dass die Menschen in solchen Städten als digital affiner wahrgenommen werden, die die zukünftigen innovativen Änderungen schneller akzeptieren (Krickel, 2015, S. 61). Die Nutzung von zukunftsfähigen Technologien wie Smart Metering stellt somit eine wahrscheinlichere Option dar. Die daraus resultierende Einsparungsmöglichkeit von CO2 ist währenddessen ein weiterer positiver Faktor durch diese Technologie (Aichele, 2012, S. 161). Die traditionellen Energieverbraucher erkennen, dass sie ebenfalls einen Beitrag zur Energieeinsparung leisten und auf die Art die künftige Entwicklung mitgestalten können (Servatius, 2012, S. 12).

Durch den Wandel im Energiemarkt hat sich das Thema Nachhaltigkeit als ein wichtiger Trend etabliert. Die Energieversorger entwickeln neue Konzepte, um ihre bisherige Energieherstellung durch erneuerbare Energie zu ersetzen. Diese Entwicklung führt dazu, dass ihre Geschäftsmodelle neugestaltet werden. Die dezentrale Erzeugung veranlasst zusätzlich die Investition in neue intelligente Netze. (Servatius, 2012, S. 12).

Die Akteure in der Energiewirtschaft nehmen zunehmend mit Hilfe von Online-Kanälen wie Social Media mit Kunden Kontakt auf. Dies treibt den Wettbewerb in der Branche weiter an (Peters & Mohr, 2015, S. 8). Zu diesem Trend gehört die Effizienzsteigerung in der Energieversorgung und somit die herbeigeführte Kostenreduzierung (Pfitzner, 2015, S. 333).

Treiber und Einflussfaktoren der Digitalisierung

„Digitalisierung und Dezentralisierung gelten in energiewirtschaftlichen Zukunftsszenarien und Fachdiskussionen als die Trends mit den größten Auswirkungen auf das gesamte Energiesystem.“ (O. D. Doleski, 2016, S. 29).

Die Digitalisierung in der Energiebranche ermöglicht die gegenseitige Anpassung von Verbrauch und Produktion. Dies hat zur Folge, dass der Konsum von fossilen Energieträgern reduziert wird (Aichele, 2012, S. 175) und somit die immer mehr in den Fokus rückende Nachhaltigkeit in der Gesellschaft gefördert wird. Die Nutzung erneuerbarer Energien eröffnet der Digitalisierung die Möglichkeit, sich in dieser Branche auszuweiten (Krickel, 2015, S. 58). Die dezentrale Stromerzeugung mit erneuerbaren Energieträgern und deren Verbrauch ist ohne die Digitalisierung und die damit verbundene Automatisierung der Koordination nicht möglich (Rehtanz, 2015, S. 20).

Viele Menschen in ländlichen Gebieten speisen mit dezentraler Stromproduktion mit in die Netzinfrastruktur ein (Aichele, 2012, S. 175). Durch die Vielzahl der Einspeiser in das Netz wird der Überblick komplex. Somit steigen die Prozesskosten, welche mit Hilfe der Digitalisierung eingedämmt werden können (Krickel, 2015, S. 58).

Die einspeisenden Bürger sind mit dem Netzbetreiber vernetzt und eröffnen weitere Poren der Entwicklung für neue Geschäftsmodelle. Sie stellen folglich einen möglichen Partner dar, weshalb die Kommunikation miteinander auf der Digitalisierungsebene getestet werden kann. Die Netzbetreiber und die Menschen, welche in ihren Kommunen die Nachhaltigkeit fördern möchten, genießen beide Vorteile durch die Kommunikation und können somit zukünftig eine digitale Partnerschaft bilden. Die Prozesse werden zwischen Energieversorgern und den Kommunen digital gestaltet und die Infrastruktur zusammen mit den Bürgern entwickelt (Krickel, 2015, S. 58–59).

Der Einsatz von Smart Metering wird als eine Schlüsseltechnologie für die Digitalisierung in der Energiewirtschaft angesehen. Die neue Technologie liefert dem Energieversorger eine Vielzahl an Verbrauchsdaten. Diese ermittelten Daten können für das weitere Vorgehen ausgewertet werden und auf diese Weise den Baustein für innovative Produkte darstellen. Smart Metering vereinfacht zusätzlich die Steuerung des Netzes für den Netzbetreiber, welche mit der Smart-Grid-Technologie effizienter geregelt wird und somit den CO2-Ausstoß reduzieren kann (Krickel, 2015, S. 54). Das Smart-Grid-Konzept ist für innovative Entwicklungen im Energiesektor notwendig und wird durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht (Rehtanz, 2015, S. 20– 21). Geschäftsmodelle wie die Elektromobilität, Smart Cities oder Smart Home werden mit Smart Metering vernetzt und sind ohne diese Technologie kaum vorstellbar (Krickel, 2015, S. 54).

Die Produzenten und Energiekonsumenten werden aufgrund der Energienetzentwicklung näher miteinander zusammengebracht (Aichele, 2012, S. 175). Der Energieversorger stellt für den Kunden eine Online-Plattform bereit, mit der der jeweilige Verbraucher Angaben zu persönlichen Informationen oder zum Zählerstand selbständig machen kann. Die Digitalisierung ermöglicht also Einsparungen von Kosten in der Kommunikation mit den Kunden. Für derartige Handlungen sind keine zusätzlichen Mitarbeitertätigkeiten erforderlich (Kreiskott & Lau, 2015, S. 102–103).

Ziele und Vorteile der Digitalisierung

Durch das neue Energiekonzept sollen Einsparungen von bis zu 80% an Treibhausgasemission vorgenommen werden (Hecker u. a., 2015, S. 8). Gleichzeitig versuchen sich die Akteure von zukünftigen fossilen Ressourceneinsätzen zur Energiegewinnung abzuwenden (Weirich, 2015, S. 164).

Die Digitalisierung ermöglicht, die Globalisierung voranzutreiben und Deregulierungsmaßnahmen einzuleiten. Dereguliert wurden z. B. die Telekommunikation, die Luftfahrt und die Energieversorgung. Traditionelle Strukturen wurden somit bereits aufgebrochen und neu aufgestellt (Hamidian & Kraijo, 2013, S. 12). Viele Wirtschaftsbereiche sind von der Digitalisierung betroffen. Hierbei ist die Energieversorgung mit involviert (Hamidian & Kraijo, 2013, S. 12). Die neuen Technologien tragen seit Jahren zur Entwicklung der Energiesysteme bei. Die weltweite Investition in die digitale Strominfrastruktur hat in den letzten Jahren um 20% zugenommen (International Energy Agency, 2017, S. 21).

Arbeitsplätze und Kompetenzen im Energiesektor werden durch die Digitalisierung beeinflusst. Es entsteht ein neues Arbeitsmuster und die Aufgaben ändern sich. Dies führt dazu, dass neue Beschäftigungsmöglichkeiten realisiert werden (International Energy Agency, 2017, S. 19). Die Digitalisierung verspricht der Energiewirtschaft mehr Produktivität, Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Jedoch existieren Problemstellungen, wie z. B. die Sicherheit der Systeme und die Bereitstellung der Kundendaten (International Energy Agency, 2017, S. 3). Die Energiesysteme sind anfälliger für Cyber- Angriffe und durch die Ausweitung des Internet der Dinge entstehen potenzielle Angriffsflächen für organisierte Cyber-Attacken (International Energy Agency, 2017, S. 19).

Für die Firmen im Zeitalter der Digitalisierung sind Daten der Kunden sehr wertvoll. Die Unternehmen treffen künftige Entscheidungen auf der Basis von Wissen und Zahlen. Hierbei werden alle zur Verfügung stehenden digitalen Daten genutzt, um das Profil der Kunden genauer zu analysieren. Während früher der Energieverbrauch beispielsweise von Mitarbeitern der EVU vor Ort abgelesen wurde, kann er heute elektronisch ermittelt und gespeichert werden. Die angesammelten Daten, welche als Big Data zur Verfügung stehen, können mit Hilfe von Analyse-Tools ausgewertet werden und schließlich den Energieversorgern ermöglichen, dem Kunden den profilgerechten Tarif anzubieten (Hamidian & Kraijo, 2013, S. 14). Die Digitalisierung führte dazu, dass das Marktangebot, welches früher von Produzenten oder Dienstleistern bestimmt wurde, heute überwiegend von den Nachfragern beeinflusst wird. Der Kunde im digitalen Zeitalter hat somit Einfluss auf zukünftige Ereignisse (Büllingen, 2017, S. 4–5).

Aufgrund der sinkenden Kosten für Sensoren und der Datenspeicherung steigt die Anzahl der genutzten Datenmengen. Der Fortschritt in den Rechen- und Analysefunktionen sowie die effizienter und günstiger werdende Datenübertragung ermöglichen eine verbesserte Konnektivität der vernetzten Systeme (International Energy Agency, 2017, S. 22). Die Cloud unterstützt das digitale Geschäftsmodell und ermöglicht, die Rechenleistung auszulagern. Dies führt zu mehr Spielraum und Flexibilität im Unternehmen. Mit wenigen Klicks kann man dem Speicherbedarf nachkommen, indem dieser Speicher neu- oder abbestellt wird (Bose, 2017, S. 22).

Der Energieeinsatz kann durch die Digitalisierung kreativer gestaltet werden und birgt Vorteile für zukünftige Entwicklungen. Dezentrale Energieerzeugungen werden dem Verbraucherprofil angepasst und ermöglichen die Erforschung neuer Technologien, welche die Prozesssteuerungen intelligenter ausführen. Der Energieverbrauch bei jedem Einzelnen zu Hause wird aufgrund der eingesetzten Technologie optimiert. Smart Home dient beispielsweise dazu, Einsparungen vorzunehmen, welche mit dem intelligenten Zähler verknüpft werden (Weirich, 2015, S. 173). Durch den Gebrauch von Smart Metering werden Verbraucher auf die Preisvorteile bei auslastungsschwachem Netz hingewiesen. Je nachdem, kann der Kunde die Geräte zu Hause bei günstigerem Preis einschalten und somit Kosten einsparen, was somit auch zur Emissionseinsparung verhilft. Die Kosten werden für den Kunden auf diese Weise transparenter und die Tarife werden dem Verbraucherprofil angepasst. So entstehen neue Geschäftsmodelle für die Teilnehmer in der Energiewirtschaft (Adam, 2012, S. 360).

Durch die Digitalisierung werden Aufgaben von IT-Abteilungen an Fremdfirmen weitergegeben. Durch die Umsetzung des international anerkannten Standards wie ITIL sind vergleichbare IT-Produkte entstanden, welche das Outsourcing erleichtern. Die Akteure in der Energiewirtschaft können ihre standardisierten IT-bezogenen Aufgaben durch Outsourcing fremd vergeben. Hier hat der Energieversorger die Möglichkeit, sich zwischen Near- und Offshoring zu entscheiden. Das Ziel ist dabei das Senken von Lohnkosten (Krickel, 2015, S. 70).

Die Wertschöpfungskette ändert ihre Struktur durch die Digitalisierung. Die rein physische Wertschöpfungskette im Unternehmen wird durch eine virtuelle Wertschöpfungskette ergänzt. Die Kunden werden in die Wertschöpfungskette mit integriert, was wiederum die Effizienzsteigerung im Unternehmen fördert (Kreutzer, 2016, S. 45–46). Die Kunden werden vom passiven Verbraucher zu einem aktiven Marktteilnehmer. Der Stromverbrauch des Kunden wird aufgrund der vorhandenen Transparenz auf dem Markt umweltbewusster. Zusätzlich kann der Kunde als Stromlieferant agieren und die dezentral erzeugte Energie in das Netz einspeisen. Hierbei ist der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien notwendig, um das Messen und die Steuerung zu gewährleisten (Goerdeler, 2012, S. 280). Die zunehmende Dezentralisierung sowie das Variieren der Lastflüsse im Netz und die Zunahme an Marktteilnehmern müssen koordiniert werden. Um die komplexe Versorgung sicherzustellen, wird der Einsatz von Smart Grid notwendig sein (Roß, 2012, S. 299).

Der Ausbau von Digitalisierung und der Einsatz von Kundenmanagement kann die Nähe der weit entfernt operierenden Produzenten zu ihren Kunden gewährleisten (O. D. Doleski, 2016, S. 25). Somit werden Prozesse schneller abgewickelt. Das Ergebnis letztendlich ist die Kundenzufriedenheit und die Steigerung des Unternehmensgewinns (Cvrtila, 2017).